Lagebeurteilung in Awassa

Nach turbulenten Wochen in Äthiopien funktionieren seit heute Internet und Telefon, so dass ich mit dem Direktor unserer Partnerorganisation ein längeres Telefonat führen konnte.
Die Zerstörungswut eines Mobs von aufgehetzten Jugendlichen (genannt: 'Querro' (Oromo youth)) in Ziway und Shashamene (das sind Orte entlang der Strecke Addis nach Awassa), die mit Listen in der Hand gezielt gegen kleine und große Geschäftsinhaber (Blumenfarmen, Wein-Estates), Hotels und Resorts (u.a. vom Ex- Marathonläufer Haile Gebreselassie) vorgingen und eine Spur der Verwüstung hinterließen, weckten in den Berichten darüber Erinnerungen an "ethnische Säuberungen" anderswo in der Welt. Ein Desaster für den Vielvölkerstaat Äthiopien und seine ca. 100 Ethnien.

Wie soll Vielfalt in einer Stadt wie AWASSA zu gewähren sein? Was hat Awassa erlebt? Wie geht es "unseren" Kindern und Jugendlichen? Da gab es zur Lagebeurteilung einiges zu besprechen.

Das Gespräch beruhigte mich! Die 19 Kinder/Jugendlichen im Kinderhaus sind zwar im "Lockdown" wegen Covid-19, aber unser Partner wandelte den Essraum zum Klassenzimmer um, verbesserte die Online-Infrastruktur und offeriert Online-Unterricht (von der Regierung angeboten) und stellt geeignete Lehrer*innen zur Verfügung. Die Mädchenstipendien laufen gut organisiert weiter. Sie sind eine große Unterstützung für die ärmsten Familien in Corona-Zeiten. Wunderbar. Wir unterstützen ja damit mittlerweile ca. 160 (!) Familien.

In Awassa gibt es wg. Covid-19 die ersten Toten. Die offiziellen Zahlen in Äthiopien gehen sukzessive nach oben (ca. 1.500 mehr pro Tag) und liegen jetzt bei ca. 12.000 Infizierten. Eigentlich ist das eine zu vernachlässigende Zahl angesichts der vielen Malaria-Toten und Toten durch andere Krankheiten (Durchfälle!) im Land. Die Ärmsten befinden sich im Lockdown. Eine unvorstellbare Tatsache!

Der Bürgermeister von Awassa hat mit Angehörigen aller (!) ethnischer Gruppen - u.a. auch mit Vertretern unserer Partnerorganisation - ein Steuerungskomitee gebildet, das Not dort lindert, wo es erforderlich ist, über alle Ethnien hinweg! Das ist (fast) einzigartig und unterstützenswert. Zurzeit werden an besonders hilfsbedürftige Familien Seife und Öl (zum Kochen) verteilt. Wir haben Hilfe zugesagt. SPENDEN erwünscht. An den Premier ABIY glauben die Mitarbeiter*innen unserer Partnerorganisation noch immer zu "100%" - das ist angesichts der Turbulenzen eine KLARE Ansage.